Als die Pizza Chicago nach Würzburg brachte
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In der dritten Folge von macht Hunger geht es um die Kochkünste Italiens: Gastrosoph Peter Peter erklärt den Erfolg der Pizza, den Sinn der Treppenblockade, die der Welt Slow Food...
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Die Wurzeln der italienischen Küche seien aufgrund der Geschichte Italiens bäuerlich, bürgerlich und adelig zugleich. Kein Land in Europa, so eine These von Peter Peter, hat es geschafft, die regionalen Besonderheiten so ausgeprägt zu kultivieren und zu bewahren, wie die italienische.„Das Verbindende ist vielleicht die Pasta“, so Peter. Und Tisch und Stuhl: Anders als in Frankreich, dessen Restauranttraditionen etwas Elitäres innewohnt, hat sich in Italien nie eine solche elitäre Restaurantkultur etabliert. Ob Osteria, Trattoria, Ristorante oder Pizzeria: Klassengrenzen gibt es beim Essen nicht, alle finden sich dort ein.
Auch beim Essen selbst kennt die italienische Küche keinen Dünkel: Eingelegtes Gemüse, Berglinsen, Schinken, oder ein Risotto sind gleichwertig. Italien hat es auch geschafft, dass das, was in Deutschland nur mit Beilagen und Soßen daherkommt, auch ohne Beilagen existieren kann – ein einzelnes, kleines!, Stück Fleisch oder Fisch zum Beispiel.
Die regionale Macht ist für Peter Peter auch die Erklärung, warum McDonalds in Italien nicht so gut funktioniert. Lokale, in denen man schnell etwas essen kann, gab es bereits, als der erste McDonalds 1986 in Rom eröffnete. Dass es dann zu den Protesten kam und die Slow Food Bewegung ihren Anfang nahm, ist also kein Zufall.
Zum Schluss dieser Podcastfolge hält Peter Peter noch Tipps parat, woran man in Italien ein gutes Restaurant erkennen kann. Vorweg: Es sind die Details, Indizien finden sich unter anderem im Besteck.
Über macht Hunger
Die Podcastreihe macht Hunger ist der Politik, Wirtschaft und Kulturgeschichte von Gerichten, Rezepten, Lebensmitteln und Kochkünsten jeder Küche dieser Erde gewidmet.
Das weitere Programm von macht Hunger:
17. Oktober >> Urheberstreit – Wer hat das Patent auf Schnitzel? In Deutschland war das Wiener Schnitzel einst (also circa in den 1970er Jahren bis zum Ende der Sowjetunion) ein Synonym für gutbürgerliche Küche, und es machte nichts, eine Bratensoße darüber zu schütten. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Österreich das Gericht, dessen Form auch die des Landes ist, als sein Kulturgut zu schützen versucht. Dabei ist das Schnitzel eigentlich ein italienisches Gericht. Oder nicht?
31. Oktober >> Essen global – Die Internationalisierung des Gaumens: „Der Grieche“ und „Der Italiener“ sind „um's Eck“, man geht auch „zum Chinesen“. Kein Tatort kommt ohne die Nachdenkpause in der Pommesbude aus, dabei gab es Pommes – die guten! – einst nur in Brüssel. Die Gaumenfreuden sind – Migration sei Dank – in Westeuropa internationaler geworden. Zugleich erlebt die Welt eine bedauerliche Standardisierung des Essens.
14. November >> Zucker, Zucker, Zucker: Oh Du süße Inflation: Zucker, tja, kann auch ganze Wirtschaften aufblähen und Spekulationsblasen erzeugen. Aktuell ist Zucker in Europa um 70 Prozent teurer als noch vor einem Jahr. Diese Folge von macht Hunger widmet sich der Wirtschaftsmacht der Lebensmittel.
Über Peter Peter
Der Kulturwissenschaftler Peter Peter ist in der bayerischen Hauptstadt München aufgewachsen, hat in Klassischer Philologie promoviert und ist Autor zahlreicher Bücher über das Reisen und die Kochkulturen dieser Welt. Er lehrte an der von Slow Food gegründeten Università delle scienze gastronomiche in Pollenzo und Colorno. Seit 2009 lehrt er für den Masterstudiengang des Zentrums für Gastrosophie der Universität Salzburg das Modul „Weltküchen und Kochsysteme“ und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Kulinaristik.
Zur Geschichte der Würzburger Pizzeria
Was 1952 in Würzburg aufmachte, war nicht einfach eine Pizzeria. Ja, es war die erste Pizzeria in Deutschland, und zugleich ein Zwischenergebnis einer Geschichte von Industrialisierung, Krieg und der Anpassungsfähigkeit von Gerichten: Nicolino di Camillo,1921 in den Abruzzen geboren und aufgewachsen, kam nach dem Zweiten Weltkrieg mit der US-Armee nach Nürnberg. Er arbeitete eigentlich als Küchenhelfer, schien aber auch des öfteren Pizza gemacht zu haben. Eine so gute, dass von den Army-Kollegen fast genötigt wurde, doch seine eigene Pizzeria zu eröffnen.
Viele der US-Soldaten kamen aus Chicago, das insbesondere durch die Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert eine starke italienische Community hatte. Zwar stammten die meisten Italiener in Chicago aus dem Süden, doch die Küchen, insbesondere die Pizza veränderte sich schnell: Aus den (römisch) dünnen, spärlich belegten Fladen und den (neapolitanisch) dicken, spärlich belegten Fladen wurde die Chicago Style Pizza, die üppig belegt ist und einen dicken Teig hat. In Deutschland verlangten die US-Soldaten genau diese Art Pizza.
1952 eröffnete die Camillo die Sabbie di Capri in Würzburg, und sie existiert mit der Fusion-Küche bis heute. Die Capri bekam bald im Keller eine Blaue Grotte hinzu, die das aufkommende Italienfieber der 1950er Jahre bediente. Auch sie gibt es bis heute.
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Author | Der Pragmaticus |
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